Reinhard Kräuter
Exterritorial Leben
Adam und Evas Auszug aus dem Paradies
als ich nicht mehr
auf die Maske an dir blickte
sondern ganz in mich gekehrt
auf den Menschen in dir
öffnete sich dein Herz
und du spürtest die Liebe
als du nicht mehr
auf die Maske an mir blicktest
sondern ganz in dich gekehrt
auf den Menschen in mir
öffnete sich mein Herz
und ich spürte wie du Liebe
wir standen uns gegenüber
und nahmen wahr und fühlten
was uns Menschen im Wege stand
und wussten dass es die Firma war
die uns Menschen statt in Liebe
in Konkurrenz versetzte
wir waren Teil der Firma
und trugen ihre grinsende Maske
hoch über den Schultern im Gesicht
und sie brachte allen ihren Wohlstand
die sie als Heil begriffen und wer sie trug
war eins mit ihrem Glück und gut
die Konzerne der Welt erkannten
längst schon unsere Menschenkörper
als ihren Landbesitz und sie sahen sie
als territoriales Eigentum und wussten
dass mit jeder irdischen Geburt
ein Maskenmensch auf Erden wuchs
doch wir stiegen beide aus dieser Welt
des Scheins in das Oben der Liebe
und blickten tief hinter diese Masken
und begriffen was wir wirklich waren
dass wir Menschen waren und erkannten
dass wir ganz freie Seelen waren
als wir beide nicht mehr
auf unsere trüben Masken blickten
sondern ganz in uns gekehrt
auf unsere lichten Menschenseelen
öffneten sich unsere Herzen
und wir spürten dass wir liebten
wir hatten Glück dass wir beide
nicht abgetrieben wurden stattdessen
wurden uns in der Jugend die Masken
ins Gesicht getrieben die wir zwei
durchschauten und fortan passierte es uns
dass wir uns in Freiheit sahen
zuvor warst du aber noch diese kleine
zarte kriechende Lachnummer gewesen
die wie ich ihre kostbare Lebenszeit
an die Fima verkaufte um ein paar grüne
kümmmerliche Euro-Dollars zu kriegen
und an der Konsumwelt zu Grunde zu gehen
endlich warst du dann nicht mehr
die unqualifizierte Putzfrau namens Eva
und ich Adam transmutierte mit dir sogleich
vom fiesen Bankangestellten zum Menschen
und augenblicklich fingen wir beide an
die Firma in unserem Geiste abzufackeln
jetzt waren unsere Herzen da und offen
und sie standen sich strahlend gegenüber
und wir wussten dass es die Masken waren
die uns als Kampfvisiere im Weg gestanden
und dass sie ein groẞes Ungeheuer waren
das unsere Ichs für sich in Anspruch nahm
wir lachten und die Firma brannte heftig
und wir gingen durch das offene Feuer
und wurden zu mehr als billigem Fleisch
zu mehr als Putzfrau und Bankkaufmann
wir wurden zu Menschen zu goldenen Rebellen
die den Maskenwahn offenherzig verließen
die großen Konzerne brannten lichterloh
und wir ließen ihre Arroganz verbrennen
und aus allem wurde Asche und wir gingen
aus dem Wettbewerb und atmeten frei
wir hatten Adonais Fluch durchbrochen
und verließen das Paradies der Masken
wir schauten beide strahlend und froh
in unsere neue Zukunft und Freiheit
und wussten genau dass sie uns suchten
doch war es unmöglich uns zu finden
weil wir aus den Masken gegangen waren
und indem wir aus ihnen gingen
verschwand deren Welt in unseren Rücken
wir traten gemeinsam in das lichte Leben
und die Maskenmenschen wussten nicht
was aus uns wurde und suchten vergeblich
und fanden uns Beglückte nimmermehr
weil wir nicht mehr ihresgleichen waren
und es passierte was passieren musste
wir hatten deren bleierne Welt verlassen
und weinten ihr nicht eine Träne nach
und legten uns auf den Boden unter die Sonne
und umarmten uns und atmeten frei
wir waren im Paradies und Vögel zwitscherten
Wenn wir nicht mehr
auf die Maske am Menschen blicken
sondern ganz in uns gekehrt
auf den Menschen selbst
öffnen sich unsere Herzen
und wir spüren die Liebe